Inhaltsangaben/Content notes: Alkohol, Tiere (Wölfe)
Meine Güte, hatte sie Kopfschmerzen! Nur mit sehr viel Mühe öffneten sich ihre Augen und schlossen sich sofort wieder, als sie das schrecklich grelle Licht des Morgens erblickten.
„Oh, sie ist wach!“
Schritte näherten sich. Unwillig knurrte sie, was in ihrer trockenen Kehle aber zu einem eher lächerlichen Krächzen wurde.
Jemand kniete neben ihr nieder. „Na, wie geht es dir?“
Neben ihr? Wo war sie eigentlich genau? Verwirrt probierte sie das mit dem Blinzeln noch einmal, spähte unter stark zusammengekniffenen Lidern hervor und versuchte, ihre Umgebung und ihre Erinnerungen irgendwie in Einklang zu bringen.
Sie sah grün. Gut, das war schon mal ein Anfang. Durch mehrmalige Wiederholung des Blinzelns wurde ihre Sicht klarer. Ein Garten. Der Garten ihrer Eltern! Sie lag dort auf dem Boden. Ein vorwitziger Grashalm schob sich in ein Nasenloch und löste damit ein Niesen aus, das die Schmerzen in ihrem Kopf zusätzlich befeuerte. Unglücklich verzog sie das Gesicht.
Ein Gutes hatte der Niesreflex jedoch: Er machte die Nase frei. Sofort erreichten sie die Gerüche von Gras, feuchter Erde, den Überresten eines inzwischen erkalteten Lagerfeuers und verschüttetem Bier. Gleichzeitig stürzten die Erinnerungen auf sie ein und sie verstand, was los war: Sie hatte einen Kater. Mit einem wenig begeisterten Knurren schloss sie die Augen wieder.
„Ah ja, so mies also.“ Jonas, der Jemand neben ihr, lachte laut, was ihr ein erneutes Murren entlockte. Sie rechnete ihrem Kumpel zwar hoch an, dass er nach der Party gestern geblieben war und offenbar auf sie aufgepasst hatte, aber seine lautstarke Lache war ihr heute Morgen nicht besonders willkommen.
Ob auch die anderen noch hier waren? Mühsam und mit unbedingter Vorsicht drehte sie den Kopf ein wenig, um einen Blick in Richtung der Feuerstelle zu werfen. Schlafsäcke verrieten, dass außer Jonas auch Markus und Katja hier übernachtet hatten. Nett von ihnen. Auf solche Freunde konnte man sich verlassen.
„Gut, dass deine Eltern noch nicht wieder hier sind“, sagte Markus, der ihren Blick bemerkte, mit einem breiten Grinsen. Gemeinsam mit den beiden anderen war er gerade dabei, die Gläser, Flaschen und Schüsseln einzusammeln. „Du hast noch zwei Stunden, um wieder halbwegs nüchtern zu werden.“
Scheiße. Dann blieb ihr wohl keine andere Wahl. Sie kämpfte sich auf alle viere und hielt inne, um dem Schwindelgefühl Herr zu werden. Klappte das so? Ja, sah ganz gut aus … Nein, doch nicht! Schreckliche Übelkeit stieg in ihr auf und sie rannte so schnell wie möglich zum nächsten Gebüsch.
Mitleidslos sah Katja zu dem Busch hinüber, zuckte die Achseln und grinste die anderen beiden an. „Sieht so aus, als hätte die Internetrecherche recht damit, dass Wölfe Alkohol nicht so gut verstoffwechseln können. Glaubt ihr, sie schafft es, sich zurückzuverwandeln, bevor ihre Eltern heim kommen?“