Heute um 14 Uhr findet im Viernheimer Vogelpark eine Lesung statt – und ich bin dabei! Wer einen Teil der Kurzgeschichte „Unerwartete Ergebnisse“ hören möchte, veröffentlicht in der Anthologie „Geschichten aus dem Alexandria Inn“, ist natürlich aufs herzlichsten willkommen. Vernes Federn, das sind Odine Raven und Christian Metzger, führen durch den Nachmittag, an dem wir drei jeweils aus unseren Werken lesen und die Band „Backstein-Quartett“ ihre Musik zum Besten gibt. Der Erlös des Kuchenbuffets kommt dem Vogelpark zugute.
Lesung in Viernheim
Aces-in-Space-Kurzgeschichten
Für die diesjährige #writetober-Challenge habe ich vor, zu jedem Stichwort einen Text aus dem Universum des Rollenspiels Aces in Space zu schreiben. Hier sind meine Ergebnisse für euch gesammelt 🙂
- Adler
Auch in der Zukunft gibt es Menschen, die sich mit inzwischen nutzlosen Wissen aus der Vergangenheit beschäftigen. - Steuer
Manchmal muss man nur schneller sein als das gegnerische Schiff. - Gipfel
Wer den Gipfel der Bekanntheit erreicht hat, muss sich nicht vor Drohungen fürchten. - Tauchen
Man kann nicht nur in Wasser eintauchen, sondern auch in eine (vertraute) Umgebung. - Klammer
Nach einem Unfall ist ein Unterarm schwer verletzt. - Schnitzel
Auch im All werden noch Schnitzel zubereitet – zumindest in einem besonderen Restaurant. - Sattel
Eine Aufnahmeprüfung in eine neue Gang erfordert Sattelfestigkeit. - Larve
Jemand entpuppt sich als völlig anders als bislang bekannt. - Grenze
Moralische Grenzen verhinderten in der Vergangenheit, dass eine geschäftliche Verbindung zustande kam. - Brille
Mit einer speziellen Brille kann man in eine virtuelle Realität eintauchen – aber die Kunst ist, in der Realität gut zu fliegen! - Exekutive
- Volumen
- Herberge
- Lotus
- Rechnung
- Pasta
- Erinnerung
- Droge
- Tal
- Rakete
- Tabelle
- Band
- Halskette
- Aroma
- Sage
- Ampel
- Filter
- Satzzeichen
- Pflaster
- Wolke
- Strahlung
#writetober – die Schreibchallenge im Oktober
Der Oktober, in dem die Tage wieder kürzer werden, ist seit langer Zeit ein interessanter Monat für Kunstschaffende. Mit dem Oktober beginnt die Zeit, in der man sich wieder mehr im Haus als draußen aufhält – und damit auch potenziell wieder mehr Zeit mit dem eigenen Hobby verbringt.
Für die unter uns, die gerne zeichnen, wurde vor einigen Jahren der Oktober zum sogenannten „Inktober“. Jake Parker rief die Aktion ins Leben und veröffentlicht unter www.inktober.com seitdem jedes Jahr eine Liste von Stichwörtern, die weltweit für Tintenzeichnungen genutzt werden.
Leider gab es 2020 damit Probleme in der Kunstcommunity. Das Wort „Inktober“ wurde markenrechtlich geschützt. Neben weiteren Dingen, die sich der Organisator des Inktober laut Berichten hat zuschulden kommen lassen, führte das zu einigen Abmahnungen, was die Community empörte. Dies hat zur Folge, dass viele Kunstschaffende Konsequenzen ziehen und nicht mehr an der Inktober-Challenge teilnehmen. Als Alternative hat sich für viele Zeichnende daher der #drawtober entwickelt.
Letztes Jahr habe ich, in Unwissenheit um die markenrechtlichen Probleme, mit viel Spaß den sogenannten #writeInktober ins Leben gerufen, der auf Belletristica, meiner Lieblingsschreibplattform, zahlreiche interessante Beiträge anzog. Ich habe die damaligen Links alle gesammelt – wer gerne Kurzgeschichten liest, findet hier die Linksammlung des letzten Jahres. Reinschauen lohnt sich!
Da es nun aus rechtlicher Sicht natürlich schwierig ist, den geschützten Begriff „Inktober“ für (Schreib-) Challenges zu verwenden und viele auch die Stichworte nicht mehr nutzen wollen, haben sich dieses Jahr auch im deutschsprachigen Raum einige Alternativen für Schreibende entwickelt. Als Beispiel sei der #Phantastober genannt, bei dem Stichwörter aus der Phantastik zu sicherlich sehr interessanten Beiträgen führen werden.
In meiner Schreibgruppe auf Belletristica haben wir uns dafür entschieden, für uns den #writetober mit einer eigenen Stichwortliste zu beginnen. Und getreu dem Motto „Je mehr (Leute), desto lustiger“ habe ich diese Liste auch auf Twitter veröffentlicht. Ich bin gespannt, wie viele Beiträge zusammenkommen!
Falls ihr auch mitmachen möchtet: Sehr gerne! Es gibt keine Vorgaben, keine Mindestwortanzahl, keine Form und kein Genre – schreibt einfach, wozu euch das Stichwort des Tages inspiriert 🙂 Ich werde es täglich auf Twitter unter dem Hashtag #writetober2021 und auf Belletristica veröffentlichen.
Ich bin gespannt, was der #writetober2021 alles ergibt. Ich halte euch auf dem Laufenden!
Ein Bild für die Mondscheinserenade <3
Wie ihr vielleicht wisst, ist der einzige Social-Media-Kanal, auf dem man mich findet, Twitter. Dort war mein Profil bisher recht 08/15: Ich hatte zwar ein Foto und einen Text im Profil, aber der Profilhintergrund war nichtssagend leer. Aber das hat sich nun geändert, denn ich habe Janus‘ großartige Dienste in Anspruch genommen 🙂
Janus macht Design-Art. Ich kannte den Begriff bisher gar nicht, aber da ich xiem auf Twitter folge und wir auch schon häufiger interessanten Austausch miteinander hatten, habe ich mich sehr gefreut, dass Janus nun ein eigenes Twitterprofil für Kunst hat. Für Design-Art.
In Janus‘ Fall bedeutet Design-Art, dass xier Stock- und andere Bilder nutzt, um daraus ein neues Bild zu erschaffen. Ich gestehe, ich konnte mir darunter eigentlich nicht sehr viel vorstellen, mochte aber den Gedanken, Janus beim Verkaufsstart von Aufträgen zu unterstützen. Denn bisher gibt es kein einziges Bild zur Mondscheinserenade.
Wir wechselten relativ wenige Nachrichten. Ich beschrieb in zwei Sätzen mein Projekt, sagte dann noch kurz was zu den beiden Hauptfiguren und der Kernaussage, die ich mit der Geschichte gern vermitteln würde. Janus fragte mich, ob ich mir schon mal was überlegt hätte, und ich beschrieb ganz grob, was mir einfiel: Ein Mann und ein Wolf, Seite an Seite, die miteinander in ein Tal runtergucken und uns den Rücken zuwenden. Janus mochte die Idee und versprach, sich mal an was zu versuchen.
Als ich das Bild das erste Mal sah, war ich sprachlos. Sprachlos vor vollkommener Begeisterung und Faszination, wie sehr dieses Bild meiner – zugegeben schlechten – bildlichen Fantasie entsprach. Es ist einfach wundervoll! Und sicherlich kennt ihr das: Als Laie hält man das Bild, das man sieht, für perfekt – aber Kunstschaffende haben dieses unglaubliche Talent, das Werk noch ein-, zweimal zu überarbeiten und es damit noch perfekter zu machen, als es sowieso schon war! Ich benutze dieses Verb nicht allzu häufig, aber hier passt es: Ich liebe dieses Bild! Und nun zeige ich es euch endlich 😀
Ist es nicht großartig? Interessanterweise passt es unglaublich gut zu einer Szene, die ich geschrieben habe (gut, vielleicht hat mein Kopf auch deshalb dieses Motiv so ungefähr vorgeschlagen), ohne dass Janus den Text je gelesen hat. Und ist es nicht einfach fantastisch schön? Die entspannte Haltung von Thomas, die Größe des Wolfs, der Nebel im Tal, die Strahlen der untergehenden Sonne …
Aber wisst ihr, was das Allerbeste ist? Janus hat auf meinen Wunsch hin noch eine Nacht-Version des Bildes erstellt!
Ich bin wirklich glücklich mit den Ergebnissen. Die Bilder sind so unglaublich wunderschön! Ich kann Janus‘ Dienste wirklich sehr empfehlen.
Wenn ihr auch Interesse an einem solchen Design-Art-Bild, einem Logo oder einer Social-Media-Vorlage für z.B. Instagram habt, wendet euch vertrauensvoll an Janus – ich kann them sehr empfehlen 🙂
Kann ich das noch?
Ich habe endlich wieder an der Mondscheinserenade gearbeitet; nach so langer Zeit ist es mir endlich gelungen, die Geschichte, an der mir so viel liegt, fortzusetzen! Endlich finde ich wieder die Energie, die mir durch die Pandemie so sehr gefehlt hat.
Doch jetzt passiert etwas ganz Seltsames: Ich traue mich nicht, das Kapitel meinen Alphalesenden zugänglich zu machen. Irgendwie habe ich Angst, dass es nicht mehr so gut ist – oder die Leute das Interesse verloren haben.
Kennt ihr das? Diese Zweifel, ob man etwas noch richtig beherrscht, nachdem man eine lange Pause eingelegt hat? Habt ihr sinnvolle Tipps, was man gegen die Furcht, ein länger liegengebliebenes Projekt fortzuführen, machen kann?
Ich habe ein bisschen auf Twitter herumgefragt und den Tipp bekommen, jemanden zu suchen, der mal das nächste Kapitel liest und mir Feedback gibt.
… hätte jemand zufällig Zeit und Lust?
Vorstellung: Odine Raven
Es gibt so viele Menschen, die Bücher schreiben, dass es unmöglich ist, alle zu kennen. Wer nach neuen Geschichten sucht, stößt sehr schnell auf Bestsellerlisten, berühmte Autoren und die neuesten Veröffentlichungen aus den USA.
Aber was ist mit den interessanten Leuten hier bei uns, die ihre Fantasie in Worte kleiden? Ich möchte euch in einer Serie unregelmäßig erscheinender Empfehlungen Personen vorstellen, die ihr leider nicht auf der Spiegel-Bestsellerliste findet, die ich euch aber gerne ans Herz legen würde.
Odine Raven ist eine Autorin aus dem Rhein-Neckar-Gebiet. Sie teilt meine Leidenschaft für Urban Fantasy, wie wir bei einem persönlichen Treffen schon festgestellt haben, ist eine wunderbare Gesprächspartnerin und hat eine ganze Latte interessanter Geschichten zu erzählen – schriftlich und mündlich!
Ihre Bücher, die sie regelmäßig im Selfpublishing und hin und wieder auch über Verlage veröffentlicht, lassen sich nicht in eine einzige Kategorie einordnen. Odine beherrscht neben Urban Fantasy auch die Kunst, Liebesgeschichten zu schreiben und Märchen so zu adaptieren, dass man sie aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet. Dabei hat sie einen Schreibstil, der leicht und flüssig zu lesen ist und dennoch mit Wortbildern und Metaphern aufwartet, die die Atmosphäre spürbar werden lassen. Die von ihr erdachten Vampire passen wunderbar in unsere Welt und sind nicht auf seltsame Erklärungen angewiesen, wie sie sich unter uns Menschen bewegen können.
Aber Odine ist nicht nur schriftstellerisch eine wahre Größe, sondern auch persönlich. Sie ist immer für einen Erfahrungsaustausch zu haben, motiviert, wenn man selbst in einer Schaffenskrise steckt, und gibt gerne wertvolle Tipps weiter, mit denen man die eigenen Werke noch verbessern kann. Mit ihrer freundlichen, fröhlichen Art ist sie eine großartige Gesprächspartnerin und ich kann allen nur empfehlen, sie mal bei einer Lesung persönlich kennenzulernen.
Bücher, die sie selbst euch aktuell am meisten empfehlen würde, sind:
- Resurrexit – Ein Templer fürs Leben
Eine Zeitreisen-Romanze. Zitat aus einer Rezension: „Absolut lesenswerte, lockere Urbanfantasy für’s Herz.“ - Heimkehr
Zitat aus einer Rezension: „Wer eine kurze, schöne Geschichte lesen und mehr über die [H]eidelberger Sehenswürdigkeiten erfahren möchte, oder einen einfachen Einstieg in die Ascalon-Saga der Autorin sucht, sollte „Heimkehr“ unbedingt lesen!“ - Eisberg bei Neumond – auch als Hörbuch!
1912. Die Titanic. Aber hier … ach, lest selbst!
Zitat aus einer Rezension: „einzigartig, originell und emotional […] Top Buch, das ich vor allem Kurzgeschichten-Fans dringend ans Herz legen möchte!“ - Die Hex vom Tann am Berge
Lasst euch von der Hexe erzählen, wie das mit Hänsel und Gretel wirklich war
Zitat aus einer Rezension: „Ideal für eine angenehme Leseunterhaltung bei Kaffee und Kuchen, Keksen oder Gummibärchen 🍰🍪☕️ und eine gelungene Interpretation mit einer anderen Sichtweise.“
Hier findet ihr Odines Werke im Internet
Wie immer gilt: Wenn euch ihre Werke gefallen, schreibt bitte Rezensionen! Mit Rezensionen helft ihr Kunstschaffenden im Allgemeinen, mehr Interessierte auf sich aufmerksam zu machen und bekannter zu werden. Vielen Dank im Voraus!
Back to work!
Es war lange sehr still auf diesem Blog. Das lag daran, dass mir diese Pandemie ziemlich zu schaffen gemacht hat – mehr, als ich es jemals erwartet hätte.
Ich glaube, das, was für mich in dieser Situation am schwierigsten ist, ist die Machtlosigkeit. Egal, was passiert, man kann immer etwas tun, und sei es nur, den Betroffenen zu helfen: Bei einem Unfall, einem Feuer, einem Hochwasser. Selbst bei einer Erkrankung habe ich das Gefühl, irgendetwas machen zu können: Tee bringen bzw. holen, für Entspannung sorgen, zudecken. Es sind oft nur Gesten, die jedoch Anteilnahme zeigen und gleichzeitig etwas bewirken können. Aber bei einer Pandemie? Natürlich, man kann zu Hause bleiben, Kontakte vermeiden und so weiter. Doch das fühlt sich anders an als in den oben beschriebenen Situationen. Es fühlt sich an, als täte man aktiv nichts, um die Lage zu verbessern. Und ich glaube, diese fehlende Aktivität ist es, die mich so sehr in ein Gefühl der Hilflosigkeit treibt.
Wenn mich etwas stresst oder anderweitig anstrengt, entzieht mir das Energie. Ich vergleiche es gern mit einer Batterie. Und diese Batterie scheint in einzelne Zellen unterteilt zu sein, denn die erste Zelle, die sich entleert, ist immer die für die Kreativität. Anders ausgedrückt: Das Erste, was auf der Strecke bleibt, wenn ich mehr Energie brauche als üblich, sind meine kreativen Hobbys. Und dazu gehört natürlich auch das Schreiben. Ich habe seit Pandemiebeginn fast nichts zu Papier gebracht.
Doch ich habe in den letzten Monaten bemerkt, dass mein Energielevel langsam ansteigt, und war oft kurz davor, wieder einen Blogeintrag zu verfassen. Aber ich bin froh, doch bis heute gewartet zu haben: Die Batterie lädt nicht linear, sodass ich abschnittsweise immer wieder Tiefphasen hatte. Aber auch die sind inzwischen viel seltener geworden – ich wage es, mich wieder an die Schreibarbeit zu setzen! Das habe ich nicht zuletzt mehreren tollen Motivationen zu verdanken, die mich in letzter Zeit erreicht haben, und von denen ich euch in künftigen Blogposts unter dem Schlagwort „Motivation“ erzählen werde.
Ich freue mich, wieder online zu sein, und hoffe aufrichtig, es geht euch allen den Umständen entsprechend gut!
Nachwuchs
Inhaltsangaben/Content notes: Kinder (Babys), Tiere (Wölfe)
Voll Freude hob Amrit die Hand und winkte, kaum, dass er die Autotür hinter sich zugeschlagen hatte. Er überließ es Beatrix, das Fahrzeug abzuschließen, und eilte mit großen Schritten und ausgestreckten Armen auf Chris zu, die ihn am Rand des Wanderparkplatzes mit einem stolzen Lächeln erwartete.
„Wie schön, dich endlich zu sehen!“ Er zog sie an seine Brust und drückte sie behutsam an sich. „Wie geht es dir? Wie geht es den Babys?“
Sie lachte vergnügt. „Großartig! Wirklich großartig. Gerade schlafen sie.“
Beatrix trat hinzu und gab Chris einen Kuss auf die Wange. „Schön, zu hören, dass es euch dreien gut geht.“ Sie hob einen Jutebeutel an und überreichte ihn Chris mit einem verlegenen Gesichtsausdruck. „Ich war mir nicht ganz sicher, was sinnvoll wäre, aber ich wollte euch so gerne was schenken.“
Chris nahm ihr die Tasche ab, griff neugierig hinein und zog den erstbesten Gegenstand heraus. „Ein Ball? Das ist ja toll!“ Sie strahlte Beatrix an. „Danke! Es dauert noch ein bisschen, bis sie mit ihm spielen können, aber das macht nichts.“
Endlich lächelte auch Beatrix. „Ich habe extra weiche, kuschlige genommen. Ich dachte, im schlimmsten Fall sind sie einfach nur Kissen.“
„Sie?“ Überrascht sah Chris in den Beutel. Als sie fünf weitere Stoffbälle darin entdeckte, lachte sie auf. „Aber warum so viele?“
Amrit übernahm die Erklärung. „Wir dachten, dann kann man immer ein Paar waschen. So hast du immer sauberes Spielzeug für die zwei Racker.“
„Verstehe.“ Chris grinste. Das war typisch für ihre Freunde. Sie legte den ersten Ball in den Beutel zurück und sah die beiden auffordernd an. „Na, dann kommt mal mit, damit ich sie euch vorstellen kann!“
Leises Wimmern drang an ihre Ohren, als sie sich der Familie näherten. Chris eilte voraus, schob ihre nach den Babys sehenden Schwester beiseite, kniete sich neben die beiden Kinder und streichelte dem einen, das kurz davor war, sein Geschwisterchen zu wecken, sanft über den Kopf. Doch statt Trost zu spenden, löste die Berührung eine noch stärkere Reaktion aus. Die Laute des Babys wurden dringlicher, sodass Chris es behutsam in die Arme nahm und ein wenig hilflos wiegte.
„So hab ich noch nie …“, begann sie, wurde dann aber von ihrem zweiten Kind abgelenkt, das nun auch aufgewacht war und ebenso lautstark auf sich aufmerksam machte.
„Hier, halt mal“, sagte Chris kurz entschlossen, drückte Amrit das wimmernde Bündel in die Hand, zog sich rasch das weite Kleid über den Kopf und wurde Wolf. Mit wenigen Schritten eilte sie zu dem zweiten Säugling hinüber, legte sich hin, leckte ihn beruhigend ab und schob ihn sanft mit der Schnauze an ihre Zitzen.
Amrit kniete sich neben sie und bette auch das erste Wölfchen zu seinem Geschwisterchen. Doch der Knirps hielt suchend die Nase in die Luft und kroch wieder auf ihn zu.
„Sieh nur“, meinte Amrit lachend zu Chris und fing den Ausreißer ein. „Da ist jemand neugierig auf die Wölfe in Menschengestalt.“ Beim zweiten Versuch fand der Welpe die Zitze und begann, seinen Hunger zu stillen.
Beatrix stand im Wald und sah lächelnd auf die Szenerie hinab. Außer Chris hatte es in dieser Gegend schon sehr lange keine wolfsgeborenen Werwölfe mehr gegeben. Er hoffte, dass diese beiden sich ab der Pubertät auch würden verwandeln können. Wann war die wohl bei Wölfen?
Sie würde es hoffentlich erleben.
Geschmäcker sind verschieden
Inhaltsangaben/Content notes: Tiere (Wölfe, Wildschweine), totes Tier (kurze grafische Beschreibung), Verwesungsgeruch
Außer den leise in der Hitze zirpenden Grillen war kein Laut zu hören. Ein Lichtstrahl, der durch die Blätter des großen, ausladenden Kirschbaums fiel, traf genau ihre Augen. Unwillig knurrte sie, drehte sich zur Seite und rief dadurch ein weiteres wenig begeistertes Geräusch hervor. Das stammte aber nicht von ihr.
Verschlafen blinzelte sie in die Helligkeit und sah sich um. Tahir lag neben ihr im weichen Gras und grummelte vor sich hin – er war eindeutig noch nicht wirklich wach. Martina lag ein Stück weiter, kratzte sich wegen der Insekten, die sie im Schlaf gestochen hatten. Jan erleichterte sich gerade am Baumstamm und Matthias, der Neue, lag eingerollt in ihrer Mitte und schlief noch fest.
Wie spät mochte es wohl sein? Gähnend streckte sie sich und versuchte, anhand des Sonnenstandes die Uhrzeit abzuschätzen. Es war … na ja, irgendwann vormittags. Ohne Armbanduhr war sie bezüglich der Zeit völlig aufgeschmissen. Aber wer war das heutzutage nicht? Kein Grund, sich zu schämen. Ärgerlich war es allerdings schon: Wann kamen die anderen wohl, um sie abzuholen?
„Hey, Leute.“ Mit einem trägen Winken machte sie sich allen bemerkbar. „Weiß jemand von euch, wie lange es noch dauern könnte, bis wir eingesammelt werden?“
Jan kam zu ihnen herüber. „Schätze, noch ’ne Stunde“, brummelte er und rieb sich den Bauch. „Mann, ich hab so einen Hunger, ich könnte allein ein ganzes Schwein fressen.“
Sie grinste. „Das hast du heute Nacht auch versucht!“
Alle kicherten, auch Jan. „Hey, stimmt! Ist davon nicht noch was da?“ Voll neugewonnener Energie sah er sich um und sie tat es ihm gleich.
Die Wiese, auf der sie lagen, war von zahlreichen Obstbäumen bestanden. Die Kirschen des großen Baumes, unter dem sie den Vormittag verschlafen hatten, waren längst geerntet, doch in ihrer Nähe hingen einige Apfel- und Birnbäume voller prächtiger Früchte. Dennoch glitt ihr Blick einfach darüber hinweg. Ihr war mehr nach der Wildsau von letzter Nacht. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie das herrlich warme Fleisch beinahe noch schmecken, die Textur auf ihrer Zunge spüren, fühlen, wie der Bissen ihre Kehle hinunterrutschte, wenn sie ihn verschlang …
Da! Jan entdeckte die Reste ihrer gestrigen Mahlzeit im gleichen Moment wie sie. Sie beeilte sich, wollte unbedingt vor ihm dort drüben ankommen, unter dem Pflaumenbäumchen, überholte ihn tatsächlich und … schlug sich würgend die Hand vor den Mund. Nicht nur der Anblick der aufgerissenen Bauchdecke war abstoßend, auch der widerliche Gestank, der von dem toten Tier ausging, raubte ihr fast den Atem. Betreten kehrte sie mit Jan unter den Kirschbaum zurück, wo ihr Tahir grinsend eine Birne entgegenstreckte.
„Keine Sorge. Mit der Zeit wird es leichter, sich daran zu erinnern, dass einem als Mensch nicht unbedingt das schmeckt, was man in Wolfgestalt lecker fand.“
Ruhe
Inhaltsangaben/Content notes: Tiere (Wölfe, Hunde)
„Gleich müssten wir da sein!“ Aufgeregt beobachtete Nelli, wie ihre Positionsanzeige ihrem Ziel auf der Karte immer näher kam. „Ohne GPS hätten wir das nie gefunden!“
Tobias grinste. „Ich hätte das hier nicht mal als Straße erkannt!“ Er lenkte den großen Geländewagen über eine Piste, die man zuhause in Deutschland bestenfalls als selten benutzten Feldweg bezeichnen würde.
Sie erklommen einen der felsigen Hügel, die in dieser Gegend willkürlich aus dem Boden gewachsen zu sein schienen, und ließen oben gleichzeitig einen Laut der Ehrfurcht ertönen. Der Anblick, der sich ihnen bot, war atemberaubend: Nur wenige Meter tiefer, im Krater des ehemaligen Vulkans, befand sich ein kleiner See von einem so intensiven Himmelblau, dass man den eigenen Augen kaum trauen mochte.
„Unglaublich“, murmelte Tobias andächtig. Er stellte den Motor ab und Stille senkte sich über die Gegend.
„Dass es solche Farben wirklich gibt!“, sagte Nelli fasziniert. „Komm – angeblich ist das Wasser warm und man kann drin baden!“
Begeistert und voller Vorfreude stiegen die beiden aus und näherten sich dem unwahrscheinlich intensiv gefärbten Kratersee. Tobias machte gerade die Kamera bereit, als Nelli ihn am Arm berührte.
„Schau mal“, sagte sie und wies mit einer Hand ans gegenüberliegende Ufer. „Was ist das denn?“
Tobias kniff die Augen zusammen, konnte aber dennoch nichts als einen schwarzen Fleck erkennen. „Da treibt irgendwas im Wasser“, antwortete er. „Warte mal.“ Er sah durch den Sucher der Spiegelreflexkamera, die mit einem Teleobjektiv ausgestattet war.
„Und? Kannst du’s sehen?“
Tobias ließ die Kamera sinken und sah seine Freundin verblüfft an. „Da ist ein Hund im Wasser, glaub ich. Er bewegt sich aber nicht.“
Nelli griff nach dem Fotoapparat und warf selbst einen Blick durch den Sucher. „Du hast recht“, murmelte sie erstaunt. Sie sah Tobias unsicher an. „Meinst du, wir sollten nachschauen gehen? Vielleicht kann man ihn retten?“
Er biss sich auf die Unterlippe und sah wieder zum anderen Ufer hinüber. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich mach mir viel eher Gedanken, ob was mit dem Wasser nicht stimmt. Was, wenn es doch irgendwie giftig ist?“
Nelli wollte antworten, aber in diesem Moment ertönte ein Platschen und Schnaufen, weil der völlig durchnässte Hund sich regte und gemächlich zum Ufer zurückzupaddeln begann. Die beiden Menschen beobachteten erleichtert, wie das Tier sich gründlich schüttelte und zu einem Geländewagen trabte, den sie aufgrund seiner Farbe und Parkposition bisher völlig übersehen hatten. Kurz darauf setzte sich ein Mann hinters Lenkrad des Fahrzeugs und fuhr davon. Nelli und Tobias waren allein am himmelblauen See.
„Wie’s aussieht, baden hier nicht nur Menschen gern!“ Nelli lachte und sah ihren Freund dann verführerisch an. „Wir sind ganz allein. Sollen wir nackt rein?“
Viktors Herz klopfte immer noch wie wild, während er eilig sein Auto vom Vulkankrater hinunter und in Richtung seines Zuhauses lenkte. Da fuhr er extra fast eine Stunde, um seine Ruhe zu haben, und dann tauchten da Touristen auf! Dieses verdammte Google Maps führte die Leute langsam an jeden noch so verlassenen Winkel. Gut, dass er sie überhaupt entdeckt hatte! Hoffentlich hatten sie keine Fotos geschossen – insbesondere von seiner Rückverwandlung in einen Menschen.
Diese verdammte Technik. Irgendwann würde es gar kein Fleckchen mehr geben, an denen man sich als Werwolf einfach mal in Ruhe entspannen konnte.